Reduktion … kann total sinnvoll sein. Nicht nur in der Pfanne, damit man ne Soße mit Geschmack rausbekommt… auch so in der Lebenseinstellung.
Um so ein bisschen in anständigen Bahnen zu sein, muss man keinem Trachtenverein angehören, der das völlig verschrobene Bildnis eines imaginären Freundes anbetet.
Man kann sich auch einfach mal zurücknehmen. Aber das ist schwer, wenn der eigene Superstar knapp hundert Gedanken an eine Kirchentür nagelt und damit die bis dato bekannte philosophische Zwangsjacke aufzuknöpfen gedenkt.
Das führt dann 500 Jahre später dazu, dass Pfarrer Friedrich Schorlemmer unvorsichtigerweise in die MDR – Talkschow Riverboat eingeladen wird. Die findet ja nicht mal mehr auf nem Flussboot statt… und, wie das bei vielen der predigenden Zunft Grundsatz und Talent ist, damit ja keiner anfängt in den Monolog zur Institution zum imaginären Heiland dazwischen zu quatschen, reißt er kurzerhand die Sendung für eine gefühlte Stunde an sich und referiert uns einen über Luther.
Kann er machen. Die 90jährige Wäschereibesitzerin aus Berlin, die später in der Sendung dran ist und sogar Harald Glööckler waren irgendwie spannender und hatten die besseren Stories am Start.
2000 Jahre aus ein und demselben Buch zu zitieren und sich und seine Welt daran festzumachen… tja… das funktioniert irgendwann einfach nicht mehr.
Und auf Handelsblatt.de ist aktuell in einem Interview mit Margot Käßmann gleich am Anfang zu lesen:
Frau Käßmann, warum können viele junge Menschen in Deutschland mit dem christlichen Glauben nichts mehr anfangen?
„Immer mehr Eltern erziehen ihre Kinder nicht im Glauben und erzählen ihnen weniger Geschichten aus der Bibel…“
Tja… klingt hart aber schon die Stories der Gebrüder Grimm haben irgendwie mehr Biss.
Ein Jahr lang wurde jetzt alles gegeben… 30 Millionen € schon mal aus… und anstatt 100.000 Tickets zu den Veranstaltungen wurden nur 30.000 verkauft. So jedenfalls informierte NDR info gestern. Tausende und aber Tausende sangen in einem eigens angefertigten Rock Oratorium… da stand einer der Kirchenvertreter total drauf und man fühlte förmlich seine Euphorie ob dieser flüchtigen Erinnerung an bessere Tage und vollere Kirchen. War ja auch großes Kino … und sah doch echt so aus, wie die Massengottesdienste in den USA… ob man das als Außenwirkung bedacht hatte und so wollte? Nunja…
Das führt jedenfalls weniger zu ernsthafter Selbstreflexion, ob sich die Märchen um die heilige Dreifaltigkeit nicht doch überlebt haben und unsere Gesellschaft sich nicht besser von überholten Lehren aller Religionen lösen sollte und sich nicht vielleicht doch besser einem neuen Humanismus zuwenden sollte. Wenn jetzt selbst Menschen, getarnt als Buddhisten, andere Menschen, die irgendwas mit dem Islam am Hut haben, vertreiben, und gleiches Spiel unter dem Deckmantel aller anderen Religionen überall auf der Welt stattfindet… dann funktioniert das System irgendwie nicht… auch wenn man uns immer wieder was von friedlichen Religionen erzählen will… wenn die Religionsanhänger selbst eher unfriedlich sind und die durchaus respektablen Grundsätze der Menschlichkeit irgendwie gerade nicht für die Erreichung der eigenen Ziele nützlich sind… ja dann hilft uns theoretische Religion nicht…
Schlimm genug, wenn sich politische Parteien irgendeine Religion in den Namen schreiben und dann doch irgendwie ganz anders handeln…
Dann wird es Zeit sich nach etwas Besserem umzuschauen. Humanismus… Menschlichkeit…
Und wenn das zu große Worte sind, um sich gleich und sofort danach zu richten…
Dann hilft es schon, wenn man sich so oft es geht und vor jedem eigenen aktiven Handeln vor die Augen führt:
„Einfach kein Arschloch sein!“
Und wenn Du dir das schon nicht merken kannst, dann mach es wie Luther und tacker dir diese eine Anweisung an Dich selbst an eine Tür … auch an die des Kühlschranks, wenn es die ist, die Du am meisten benutzt.
Jens
COFFEEPOTDIARY.de | FGW
Das COFFEEPOTDIARY ist mein ganz persönlicher Platz für Entdeckungen, Gedanken und mehr. Entstanden aus der Idee meinen Kaffeekonsum zu dokumentieren ist es mittlerweile ein Blog mit ganz unterschiedlichen Themen.
DAS.
Ist mit Abstand einer der besten Texte, die ich in letzter Zeit gelesen habe, und zufällig grad las, während ich ein Sößchen auf das Wesentliche reduzieren ließ. Ein guter Rahmen für die Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, als am Dienstag den ganzen Tag im Radio „Bibelzitatraten“ gespielt wurde und die zumeist u15 oder ü80 alten Teilnehmer Luther-Lineale, Tassen oder Figuren gewannen.
Schön.
Wren
Hallo. Vielen Dank für die netten Worte. 🙂