Von Kreisverkehren auf Usedom und seltsamen Entwicklungen bei unseren polnischen Freunden

von Sep 3, 2017OMT0 Kommentare

Eigentlich wollt ich mich nur kurz darüber auslassen, dass ich das Bemühen der Bürgermeister von Heringsdorf und Zinnowitz unterstütze, auf der Insel mehr Kreisverkehre zu installieren… auch wenn das ziemlich gefährlich werden könnte… dazu aber mehr im zweiten Teil des Textes.

Zuerst aber zu einer gefühlten Gefahr, die mich vor ein paar Tagen, obwohl sie mir nicht ganz unbekannt war, ziemlich erschreckte. Auf einem Instagramprofil eines Onlinemagazins unserer Freunde nebenan in Swinemünde erschien folgendes Bild.

#Repost @danielszysz Boisz się że Ci usuną lub zablokują konto na FB lub Instagramie – to jeszcze o tym nie wiesz ale już jesteś niewolnikiem #ReparationenMachenFrei #GermanDeathCamps

Ein Beitrag geteilt von eswinoujsciepl (@eswinoujsciepl) am

Direktlink zum Bild bei Instagram.

Vor einiger Zeit habe ich schon in einer Nachrichtensendung von Plakaten dieser Art erfahren und schon da hat sich ein sehr unwohles Gefühl in mir breitgemacht.

So gibt es immer zwei Seiten einer Medaille und auch immer mehrere Aussage- und Interpretationsmöglichkeiten eines Bildes.

Was nicht in Frage zu stellen ist, ist die Verantwortung Deutschlands für den zweiten Weltkrieg und alle Verbrechen durch den Nationalsozialismus und dessen Vertreter. Desweiteren ist nicht in Frage zu stellen, dass die Erinnerung und Vermittlung dieser Verantwortung an alle Generationen nach uns zu erfolgen hat, damit so etwas nie wieder passiert.

So sind die reinen Fakten, die auf den Plakaten abgebildet sind, natürlich nicht bestreitbar und anzuzweifeln.

Schwierig wird es aber wohl bei der Aussage hinter dem Offensichtlichen.

So werden diese Abbildungen mit dem Hashtag #Reparationenmachenfrei belegt. Der Hashtag an sich scheint bei Instagram noch nicht sehr verbreitet. Beängstigend ist er trotzdem. Zum einem durch seine Nähe zu dem Originalspruch über dem Haupteingang zum KZ Auschwitz. Unfassbar eigentlich, dass hier derartige Verunglimpfung betrieben wird. Zum anderen durch die Aussage dahinter.

Seit einiger Zeit scheint der erstarkende Nationalismus bei unseren polnischen Nachbarn, die ich immer als Freunde und Partner betrachte, und weiß, dass die seltsamen rückwärtsgewandten Auswüchse nicht auf den Großteil des polnischen Volkes zu übertragen sind, ganz seltsame Blüten zu tragen.

Und so sind leider europaweit Tendenzen zu sehen, von Leuten, die ganz offensichtlich mit Europa nichts (mehr) am Hut haben wollen. Egal ob Frankreich, Deutschland, Ungarn, Tschechien, Bulgarien und auch Polen… die Tendenzen gegen Europa und die direkten Nachbarn Stimmung zu machen sind traurig und schade.

Kann es doch am Ende nur mit allen Europäern zusammen zu Fortschritt und Frieden kommen. Und so machen mir Abbildungen wie diese mit den dazugehörigen Aussagen, egal von wem, ein mehr als ungutes Gefühl. So sind die Reparationsforderungen, die mit diesen Abbildungen transportiert werden sollen, doch wohl eigentlich und vordergründig populistisches Transportmittel für nationalistisch separatistische Anwandlungen, die uns alle nicht weiter bringen würden.

Es steht zudem wohl im Raum, dass diese Ausfertigungen von Leuten stammen, die zu der Zeit an sich wohl nur durch die Erzählungen von Zeitzeugen Bezug haben und sich an Leute richten, denen es genauso geht… und anstatt ohne zu vergessen dieses Trauma durch Gemeinsamkeit und Miteinander zu überwinden, wird hier ganz mies trennende Propaganda betrieben.

Apropos betreiben… und damit kommen wir zu einem Thema, das wiederum alle Usedomer angeht, deutsche, wie auch polnische. Wenn in Bälde unsere Freunde in Swinemünde ihre Verkehrsströme durch einen Tunnel optimieren, werden wir auf dem deutschen Teil der Insel wohl noch mehr daran erinnert werden, dass auch wir uns um den Verkehr und dessen Ströme kümmern müssen.

Die aktuelle Situation auf den Straßen zwischen Ahlbeck, Wolgast und Usedom, brauche ich keinem näher beschreiben. Die Bürgermeister von Heringsdorf und Zinnowitz, Lars Petersen und Peter Usemann haben nach dem wohl enttäuschenden jahrelangen Versuch auf politischem und verwaltungstechnischen Weg zu einer Lösung für die Usedomer Straßen zu kommen, den Weg des Volksbegehrens gewählt und sichern sich jetzt mit diversen Unterschriften die Unterstützung der Bevölkerung und verschaffen sich so hoffentlich das dringend notwendige Gehör.

Das Positivbeispiel des Kreisverkehrs in Koserow sollte dabei eigentlich katalytisch wirken… aber wartet… die entsprechenden Stellen funktionieren wohl nach anderen Grundsätzen… von daher…

Apropos funktionieren… so schön die Vorstellung einer Insel voller Kreisverkehre (und einem zweiten UBB Gleis parallel zum jetzigen) auch sein mag….

Das Bemühen der beiden Bürgermeister ist mehr als lobenswert…

Ich befürchte nur, dass die, die die Ampellösungen bevorzugen, dichter am eigentlichen Problem sind als wir Kreisverkehr-Freunde uns das vorstellen wollen…

Was man da so erlebt bei mehrmaligem Durchfahren des Koserower Kreisverkehrs in der Woche….im Sommer….

Der grenzdebile Plebs ist ganz offensichtlich nur noch durch drei Farben steuerbar…alles, was darüber hinausgeht überfordert die Wagenlenker in allen Belangen…

Die Kombination aus Reduktion der Fahrgeschwindigkeit, Vorfahrtgewährung und Blinken bei Ausfahrt aus dem Kreisverkehr scheint einen Großteil der Verkehrsteilnehmer derartig zu überfordern, dass entweder teilweise oder gleich komplett bei der Durchquerung des Kreisels versagt wird…

In dem Sinne…wir sehen uns an der nächsten Ampel… irgendwo auf der Insel…

Jens

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