Warum Bargeld nicht nervt, liebe t3n.

von Aug 24, 2015OMT5 Kommentare

Warum Bargeld nicht nervt, liebe t3n.

Aug 24, 2015

Die t3n Nr. 41 macht mit „Bargeld nervt – wir zahlen digital!“ auf.

Nun guck, besser kann man mich eigentlich gar nicht provozieren. Ich bin sicherlich nicht konservativ. Trotzdem bin ich großer Freund des Bargeldes.

Warum? Aus ganz konservativen Gesichtspunkten, nein, halt, Stop!… Ich glaube eher, dass es wohl rein liberale Gründe sind, die meine Liebe zum guten alten Bargeld begründen.

Freiheit. Freiheit im Sinne von Selbstbestimmung ohne Fremdkontrolle.

Die modernen Wirtschaftsgegebenheiten machen schon heute in Form von Onlinebanking, Paypal und und und einen großen Anteil des „Geldverkehrs“ aus. Das ist auch ganz okay so. Die gesellschaftlichen Entwicklungen rechtfertigen durchaus digitale Bezahlsysteme. Muss das allerdings heißen, dass man etwas anderes, das Bargeld, deswegen abschafft? Nicht ganz unbegründet habe ich in den letzten Jahren eine kleine Paranoia entwickelt.

Kreditkarte hier, EC Karte dort… und nicht nur der Staat, der am liebsten alles und jeden kontrollieren würde, hat da seine Finger im Spiel. Undurchsichtige, unbekannte Wirtschaftsunternehmen wickeln Zahlungsverkehr und nicht zuletzt Datenverkehr ab. Das soll ich gut finden? Als ob es nicht reicht, dass mir beim Besuch von Webseiten in den Werbebannern noch einmal meine letzten Suchen bei Amazon und ebay gezeigt werden.

Und wenn zu den unkontrollierbaren Handlungen irgendwelcher Zahlungsdienstleister auch noch die Tatsache hinzukommt, dass irgendwer weiß, wo ich gerade meine Zahnpasta und mein Deo kaufe, dann ist mir persönlich das lästig.

Den Jochen G. Fuchs von oder in der t3n scheint das auf den ersten Blick nicht zu stören. Zwar kritisiert er am Anfang zurecht das vorhandene Bankensystem, die Gedanken und Sätze über Bitcoin, Apple pay und was auch immer da im Moment auf dem Digi-Pay-Markt heranwächst sind mir dann im Fortgang aber ein wenig unreflektiert. Zu einfach, zu positiv… alles im Sinne der Generation StartUp … Wir machen da was ganz Neues, weil es irgendwas Neues geben muss… hier kommt… mit dem Smartphone bezahlen… geil… das hab ich sowieso ständig in der Hand, dann kann ich auch noch den Pizzaboten damit bezahlen… ja, das ist Klischee … aber was soll’s… Klischees sind da, weil sie stimmen.

Und dann einfach mal einen Polizeibeamten zu zitieren, der Bargeld für die Geißel der Menschheit hält, weil es ja Kriminalität unterstützen würde… ja bitte, auch das ist in der kleinen Welt eines Polizeibeamten vielleicht richtig. Ich streite allerdings ab, dass die Abschaffung des Bargeldes da zu einer Lösung führt, ganz im Gegenteil, die Abschaffung des Bargeldes ist die endgültige Abschaffung der Freiheit. Eine Diktatur des Staates und der Wirtschaft durch die totale Kontrolle des Zahlungsmittels. Was, Du verhälst Dich nicht systemkonform, versuch jetzt mal mit deinem Abhörapparat namens Smartphone Dein Brot zu bezahlen… was? Geht nicht?  Ja, musste halt lieb sein… Fresserchen gibt’s nur, wenn Du brav bist…

Dass das natürlich in der oberflächlichen Betrachtung viele Befürworter findet ist gar nicht so unverständlich. Kontrolliert sein gibt scheinbare Sicherheit…. getreu nach dem Motto „Ich hab nichts zu verbergen, also kontrolliert mich doch.“ Der Staat muss mich ja beschützen…

Das ist mir alles nichts… ich will eigentlich nicht mal in die Verlegenheit geraten, dass vielleicht meine Krankenversicherung weiß, wann ich wo meinen letzten Schokoriegel gekauft habe.

Es mag sicherlich immer Möglichkeiten geben, solche Bezahlvorgänge zu anonymisieren…. die Lehren der letzten Jahre und die von Edward Snowden sind doch aber die: „Wo Daten gesammelt werden können, werden sie auch gesammelt – und ausgewertet.“ Und wenn es durch die volle Digitalisierung des Zahlungsverkehrs noch einfacher wird Kunden und Bürger zu überwachen, dann wird das auch passieren.

Ich glaube aber, dass das Bargeld nahezu unabschaffbar ist. Zu viele Menschen denken ähnlich wie ich… und wenn irgendwer auf die Idee kommt, das Bargeld abzuschaffen, dann werden wir eher früher als später Parallelzahlmittel im Umlauf haben, Hosenknöpfe, Muscheln, Zigaretten, Gold… was auch immer… aber der Mensch wird sich etwas so Etabliertes wie Bargeld nicht wegnehmen lassen. Weil es immer noch genug Menschen gibt, denen Selbstbestimmung wichtiger ist als Bequemlichkeit.

Liebe t3n, die die Ihr Euch auch mit digitaler Freiheit und in der Ausgabe 41 sogar mit #Landesverrat beschäftigt, wie steht Ihr neben dem Artikel von Jochen G. Fuchs, der im letzten Drittel einzig ein Loblied auf die StartUps des Digital Payment Sektor singt, zu Freiheit, Sicherheit und staatlicher Kontrolle des kompletten Lebens?

Und ganz am Ende… unsere Gesellschaft funktioniert nun mal nach dem Yin Yang Prinzip und da immernoch bevorzugt mit dem berühmten Bargeldkoffer, das wissen gebende Wirtschaftler genauso, wie nehmende Politiker und umgekehrt… der Zuhälter oder Dealer, die sich mal schnell ein neues KFZ holen und in bar bezahlen, sind da ganz kleine Lichter, weiß auch der Polizeibeamte, der das Bargeld gern abschaffen würde und damit eigentlich nur Sprachrohr diverser Finanzminister und Steuereintreiber ist…

Jens

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5 Kommentare

  1. DirkNB

    Da scheint es gerade eine Kampagne zu geben, die auch langsam an Fahrt gewinnt. Auf mehreren Ebenen werden die Leser, Zuschauer, Hörer angesprochen, wie toll doch das bargeldlose Verkehren wäre. Beispiele aus Ländern, wo selbst Kleinigkeiten mittlerweile mit Karte bezahlt werden, ergänzen das Programm. Und alles ist soooooo tolllll.
    Neben den unbestreitbaren Vorteilen gibt es auch diverse Nachteile, Du hast sie beschrieben. Ein Aspekt ist aber auch wichtig, und dass ist die bremsende Funktion des Bargeldes, was die Geldvermehrung betrifft. Theoretisch müsste ja so viel Bargeld vorhanden sein, um alle Guthaben auszahlen zu können. Schon heute vermutlich eine illusorische Idee. Aber, wenn es kein Bargeld mehr gibt, wer bremst dann? Hinzu kommt in solchen Niedrigzinsphasen wie im Moment die werterhaltende Wirkung von Bargeld. Spätestens bei Negativzinsen ist es für den Kleinsparer sinnvoller, das Geld unter die Matraze zu legen. Wenn es das Bargeld dann aber nicht mehr gibt …

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  2. Schröder,Karsten

    Ein kurzer Gedanke dazu, warscheinlich von einem der konservativsten Menschen überhaupt. Was würde passieren wenn wir die elektronischen Bezahlmöglichkeiten abschaffen. Wir würden uns beim geben und nehmen in die Augen sehen. Ich weiß jetzt kommen 1000 mal aber …..

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    • docW

      @Karsten Von mir kommt da gar kein aber… ich verstehe Deinen Gedanken dahinter… und soooo konservativ biste ja nun auch nicht. 😀

      @Dirk Sehr richtig, diese Aspekte habe ich im Post gar nicht beleuchtet, danke für Deine Ergänzung! 🙂

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  3. DirkNB

    Öfters mal gegenseitig in die Augen sehen. Das würde unsere Welt durchaus verbessern helfen. Bargeldlos ist eben doch auch irgendwie anonym (im Sinne von unmenschlich). Und eben nicht anonym, was die Verfolgbarkeit betrifft.

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  4. MERTENS

    DIE FRAGE UND THEMA MUSS ERST LAUTEN:
    Wer kann das Bargeldlose Geld, also nur Zahlen und kein Geld, das Leistungslos und ohne Rohstoffe erschaffen ist, indem es nur durch eintippen von Zahlen in den Computer erfolgt, vollziehen? Gibt es überhaupt eine gesetzliche Grundlage, dieses elektronische Geld selbst von privat Personen bzw. Firmen zu erschaffen? NEIN!
    Wie konnte dann die Geldhoheit des Staates überhaupt in private Hände kommen? Warum haben nur Kartellartig die privatgeführten Geschäftsbanken dieses Monopol? Welches Parlament und welche Parteien haben den Banken diese Geldschöpfung (Erzeugung), ohne selbst sogar eine Leistung zu erbringen, erlaubt? Immerhin hat doch der Staat die Geldhoheit, oder? Wir alle haben doch dadurch immer und ständig Schulden bei Banken, obwohl wir leistungslos das Geld selbst erschaffen könnten, als Staat! Ohne Schulden könnten die Steuern wegfallen, oder? Für sämtliche Ausgaben des Staates und für den Wohlstand seiner Bürger, erschafft er nur selbst das elektronische Geld, wie heute die Banken. Mit dem eintippen von Zahlen und einem Klick ist das „Geld“ auf den entsprechenden Konten der Leistungserbringer. So wie an den Börsen es ständig läuft. Von Bankcomputer zu Bankcomputer, wandern die Zahlen, mehr nicht.

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